Foreign Fighters

Personen, die sich freiwillig einer kriegerischen Auseinandersetzung auf ausländischem Boden anschließen, werden als sog. „Foreign Fighters“ bezeichnet. Während dieser Begriff insbesondere seit Beginn des Syrien-Krieges im Jahr 2011 einer breiteren Bevölkerungsschicht bekannt wurde, so gibt es diese Kategorie von KämpferInnen jedoch bereits schon seit der Zeit der Französischen Revolution. Nichtsdestotrotz ist eine generelle Kategorisierung in der realen Praxis manchmal schwieriger als man vermuten würde und auch die Gründe für die Entscheidung, als freiwilligeR KämpferIn ins Ausland zu gehen, sind äußerst zahlreich und komplex. Die negativen Konsequenzen für solch einen Entschluss sind sowohl physisch, psychisch als auch rechtlich nicht zu unterschätzen.

Definition

Ganz generell versteht man unter dem Begriff der sog. „Foreign Fighters“ Freiwillige, die sich einem Krieg im Ausland anschließen. In diesem Zusammenhang wird zur besseren Definition oftmals ein Kontrast zu SöldnerInnen gezogen, die von Staaten angestellt werden und in erster Linie für ihren eigenen finanziellen Profit kämpfen. Foreign Fighters hingegen gehören oftmals Milizen oder Rebellenallianzen an und haben in der Regel nicht vordergründig materialistische Beweggründe. Trotzdem sind generelle Definitionen in der realen Anwendungspraxis durchaus mit Schwierigkeiten verbunden, da die Grenzen nicht immer klar gezogen werden können.

Historische Beispiele

Dennoch gilt, dass die Ursprünge der ausländischen Freiwilligen bis in die Zeit der Französischen Revolution (1789-1799) zurückreichen. Denn der Sturz der Monarchie führte zu einem Ende der Söldnerheere in Frankreich. In der Republik wurde sich nun dazu entschieden, zwischen den traditionellen Söldnern und ausländischen Freiwilligen, die in Legionen zusammengefasst wurden, zu unterscheiden. Auch im weiteren Verlauf der Geschichte lassen sich Beispiele für Foreign Fighters finden. Hierbei können etwa die Internationalen Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg (1936-1939) angeführt werden, die sich aus circa 35.000 ausländischen Freiwilligen aus mehr als fünfzig Staaten zusammensetzten. Auch in der Zeit des Zweiten Weltkrieges (1939-1945) schlossen sich ausländische Freiwillige der Waffen-SS in Deutschland an. In diesem Zusammenhang kann beispielhaft an Jacques Doriot verwiesen werden, der die französische Freiwilligenlegion gegen den Bolschewismus gründete. In deutscher Uniform führte er über 6.000 französische Gefolgsleute, die so wie er einen Treueschwur auf Hitler leisteten, als Oberleutnant an der Ostfront in den Kampf. Ähnliches gilt auch für Lèon Degrelle, der mehr als 50.000 Freiwillige aus dem französischsprachigen Teil Belgiens für Hitler mobilisierte.
Wenn in der jüngeren Vergangenheit jedoch von „Foreign Fighters“ die Rede war, so bezog man sich meistens auf europäische Dschihadisten, die sich dem Islamischen Staat (IS oder auch ISIS) zugehörig fühlen und sich dabei den Kampfhandlungen in Syrien oder dem Irak angeschlossen haben.

Eine Vielfalt an Gründen

Insbesondere viele Jugendliche und junge Erwachsene zogen daher für den IS in den „heiligen Krieg“. Die Gründe für einen solchen Entschluss sind zahlreich – das gilt allgemein für das Phänomen der Foreign Fighters. Folgende Gründe werden beispielsweise angeführt:
• Starke ideologische oder humanitäre Gründe
• Faszination für die extreme Ausübung von Gewalt
• Demonstration bzw. Beweisstellung der eigenen „Männlichkeit“
• Abenteuerlust
• Der Wunsch, ein Held zu sein
• Dem eigenen Leben wieder einen Sinn geben
• Ausdruck der fehlenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Chancen
• Langeweile
• Materielle Beweggründe

Physische, psychische und rechtliche Konsequenzen

Angekommen im Krieg, sieht die Realität für Foreign Fighters jedoch häufig ganz anders aus als sie es sich erwartet hatten. Anstatt als Held dazustehen oder ein aufregendes Abenteuer zu erleben, ist der Kriegsalltag vielmehr von Brutalität und Grausamkeit geprägt. Die Diskrepanz zwischen Hoffnung und harter Realität, hat für viele nicht nur physische Folgen (viele unausgebildete Foreign Fighters sind oftmals reines „Kanonenfutter“), sondern auch psychische. So sind beispielsweise die Suizidrate und die Zahl von posttraumatischen Belastungen (wie Schlafstörungen, erhöhte Aggressivität oder vermehrte Panikattacken) im Vergleich zur Normalbevölkerung äußerst hoch.
In manchen Staaten, wie etwa Österreich, gibt es für Foreign Fighters darüber hinaus auch noch schwerwiegende rechtliche Konsequenzen. Sobald feststeht, dass eine Person in den Militärdienst eines anderen Staates eingetreten ist, droht der Verlust der österreichischen Staatsbürgerschaft. Ohne Staatsbürgerschaft ist man jedoch staatenlos und verliert jegliche Rechte, die einE StaatsbürgerIn besitzt (z.B.: fallen finanzielle Unterstützungen, wie das Arbeitslosengeld, weg und auch schon die Einreise nach Österreich wird erschwert). Im Falle einer Doppelstaatsbürgerschaft verliert man automatisch die österreichische Staatsbürgerschaft. Wenn man subsidiär schutzberechtigt ist oder einen Asylstatus aufweist, dann droht der Verlust dieses Status.

(red) (Stand: Juli 2022)

Links und Lesetipps

Froschmayer, Renè (2022). Gemma kämpfen? Die Folgen und Konsequenzen für Foreign Fighters in der Ukraine (abgerufen am 14.6.2022)

Krause, Ruth (2022). Reporter. Ausländische Freiwillige: In den Kampf für die Ukraine (abgerufen am 28.6.2022)

Quellen

Froschmayer, Renè (2022). Gemma kämpfen? Die Folgen und Konsequenzen für Foreign Fighters in der Ukraine (abgerufen am 14.6.2022)

Malet, David (2022). The Risky Status of Ukraine’s Foreign Fighters (abgerufen am 14.6.2022)

Mazurel, Hervè (2021). Die Freiwilligen, in: Cabanes, Bruno (Hrsg.): Eine Geschichte des Krieges. Vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart, Bonn, 350-368.

Mudge, Robert (2022). Auf in den Krieg: Ausländische Kämpfer in der Ukraine (abgerufen am 14.6.2022)

Tulej, Aleksandra (2022). Wenn junge Männer in fremde Kriege ziehen (abgerufen am 19.6.2022)

Wright, Robin (2022). Will Mercenaries and Foreign Fighters Change the Course of Ukraine’s War? (abgerufen am 14.6.2022)