Krieg und Sprache

Sprache wird im Krieg sehr bewusst eingesetzt. Sie kann der Manipulation dienen, indem sie Inhalte verschleiert oder verhüllt.

Euphemismen

Unter einem Euphemismus versteht man einen Begriff, der einen Sachverhalt beschönigt. So bezeichnet der Ausdruck „Kollateralschaden“ (oder „Begleitschaden“) die nicht primär beabsichtigten Folgen eines Angriffes auf ein militärisches Ziel: Zerstörungen, Verletzte und Tote im Umfeld des eigentlichen Zieles.
Einen Gegner „kampfunfähig machen“ oder „neutralisieren“ bedeutet, jemanden zu töten.
Eine „humanitäre Intervention“ ist keine zivile, sondern eine militärische Operation in einem anderen Staat, mit dem Ziel, Menschen in einer humanitären Notlage zu schützen.

148 - textCodenamen für Militäroperationen

Militäroperationen erhalten oft Namen, die bestimmte Assoziationen (gedankliche Verknüpfungen) hervorrufen. So wird der von den USA geführte „Krieg gegen den Terrorismus“ als „Operation Enduring Freedom“ (übersetzt „Operation dauerhafte Freiheit“) bezeichnet. Die Bombardierung Nordvietnams 1965 wurde unter dem Namen „Operation Rolling Thunder“ bekannt. Im Rahmen der „Operation Regenbogen“ (eine Militäroperation der Israelischen Armee 2004) wurden im Gazastreifen dutzende Häuser zerstört und 43 Menschen getötet.

Militärische Begriffe für Waffen

„Agent Orange“ ist die militärische Bezeichnung für ein im Vietnamkrieg eingesetztes, hochgiftiges Entlaubungsmittel. Bis heute sind weite Teile der damals betroffenen Gebiete kontaminiert, die Bevölkerung leidet auch drei Generationen nach dem Krieg noch an Erbgutveränderungen, Missbildungen und Krebs.

„Antipersonenminen“ sind Landminen, die gegen Menschen eingesetzt werden und noch Jahre nach Kriegsende Zivilpersonen verletzen oder töten.

„Beauty“ war der NATO-Codename für einen Überschallbomber.

Polarisierung „Gut – Böse“

Politische Gegner werden durch den bewussten Einsatz der Sprache abgewertet, zu Feinden stilisiert und entmenschlicht. Negativ besetzte Begriffe wie „Bestie“, „Bande“, „DiktatorIn“, „FaschischtIn“, „Aggressor“, „TerroristIn“ usw. schaffen Feindbilder und schüren Ängste. Das Eigene wird hingegen als das „Gute“, als etwas, das es zu bewahren und vor Bedrohungen zu schützen gilt, beschrieben und aufgewertet. Die Eigeninteressen an einem Krieg (Macht über strategisch wichtige Regionen, Zugriff auf Ressourcen usw.), werden als uneigennützige, dem Gemeinwohl dienende, erstrebenswerte Ziele (Freiheit, Frieden, Wohlstand usw.) dargestellt. Die Bevölkerung eines gegnerischen Staates kann (je nach Argumentationsweise) als schutzbedürftig und unter dem Staat leidend oder als grausame, unmenschliche Masse dargestellt werden. (red)

Quellen

  • Heinz Loquai: Sprache des Krieges, Bilder des Krieges. In: Österreichisches Studienzentrum für Frieden und Konfliktlösung (Hg.): Gute Medien – Böser Krieg? Medien am schmalen Grat zwischen Cheerleadern des Militärs und Friedensjournalismus. 2007
  • Medien und Krieg/Kriegsmedien. In: Wissenschaft und Frieden, 3/2007
  • Jonas Lanig&Redaktionsteam. Krieg ist keine Lösung!? Infos und Diskussionsmaterialien zum Irak-Konflikt. Verlag an der Ruhr. Mühlheim an der Ruhr, 2003

Wikipedia: NATO-Codename (Abgerufen am 21.12.17)

Bildquelle: www.sxc.hu (Abgerufen am 21.12.17)