Kriegsberichterstattung
In Kriegszeiten dienen Medien oft der einseitigen Berichterstattung und Meinungsbildung. Kriegsberichterstattung kann zur Eskalation von Konflikten bzw. zur Verlängerung von Kriegen beitragen.
Kriegsberichterstattung
- neigt dazu, sich nur auf zwei Parteien, auf das unmittelbare Konfliktfeld und das tagesaktuelle Kriegsgeschehen zu konzentrieren.
- tendiert dazu, nur offzielle Quellen zu zitieren.
- orientiert sich oft an der Propaganda der Kriegsparteien.
- zeichnet meist ein Schwarz-Weiß-Bild des Konflikts mit einander entgegengesetzten Positionen und Feindbildern und trägt damit zur Polarisierung und Eskalierung des Konflikts bei.
- macht Konflikt erst dann zum Thema, wenn Gewalt ausgebrochen ist.
Medientechnologien und Waffen
Medien sind in die Prozesse der Kriegsführung integriert und werden zu Bestandteilen der Kriegsmaschinerie. Die Waffen (zeitgenössischer) Kriegsführung bedienen sich der (neuen) kommunikationstechnischen Errungenschaften: „intelligente“ Bomben steuern sich selbst und liefern zugleich Videobilder des anvisierten Zieles. „Der Stützpunkt, die Frontlinie wurde über Nacht durch den Bildschirm abgelöst, eine Schnittstelle, deren Besetzung von nun an für den Sieg strategische Bedeutung hat.“
Manipulation und Legitimation
Die Berichterstattung entwickelt in Kriegszeiten eine spezifische Dynamik. Konflikte, Kriege und Katastrophen können zu Medienereignissen und damit zu medial konstruierten Realitäten werden. Andererseits können sie durch militärische oder politische Zensur- und Desinformationsmaßnahmen der Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit entzogen werden. Kriterien wie Personalisierbarkeit, Visualisierbarkeit, Aktualität und Nähe zählen zu den sogenannten Nachrichtenfaktoren, die die Auswahl und Präsentation der Medienberichterstattung steuern. Kognitive und affektive Betroffenheit kann jedoch völlig unabhängig von Nähe und Aktualität im eigentlichen Sinn erzeugt werden. Kriegsberichterstattung kann der Manipulation und der Legitimation von Kriegen dienen.
Zensur und Propaganda
Die Bandbreite der Kriegsberichterstattung reicht von bewusster Zensur bis hin zu bewusstem Zeigen.
Der Golfkrieg 1991 gilt als erster live übertragener „elektronischer Krieg“. Die Folgen des Krieges wurden durch rigorose militärische Zensur und Luftaufnahmen des Kriegsgeschehens aus weiter Distanz kaum sichtbar oder vorstellbar. Neu war die Gleichzeitigkeit von Krieg und Übertragung. Die Raketenangriffe wurden live in den internationalen Fernsehnachrichten gezeigt. Möglich war dieses „live dabei sein“ vieler amerikanischer JournalistInnen nur durch Absprachen mit dem Militär. (red)
Quellen und Links
- Dietrich Fischer/Johan Galtung: Kriegsberichterstattung kann Konflikte verlängern. In: Medienjournal. Medien in Krieg und Entwicklung, 2/2003, S. 6–8
- Johan Galtung: Frieden mit friedlichen Mitteln. Friede und Konflikt, Entwicklung und Kultur. Opladen: Leske und Budrich, 1998
- Michael Schmolke: … daß die ganze Welt zuhört. Kriegsberichterstattung zwischen Prohibition und Exhibition. In: Medienjournal. Medien und Krieg, 1991
- Ernst Schulte-Holtey: Die Eigendynamik von „Medien-Maschinen“ in Kriegszeiten. In: Ulrich Albrecht und Jörg Becker (Hg.): Medien zwischen Krieg und Frieden. Baden-Baden: Nomos Verlag, 2002
- Thomas Steinmaurer: The Medium is the Missile. In: Medienjournal. Medien und Krieg. 1991
- Paul Virilio: Kriegstrasse. In: Günther Holler-Schuster und Peter Weibel (Hg.): M_ars. Kunst und Krieg. Neue Galerie Graz, 2003
- Jonas Lanig&Redaktionsteam. Krieg ist keine Lösung!? Infos und Diskussionsmaterialien zum Irak-Konflikt. Verlag an der Ruhr. Mühlheim an der Ruhr, 2003
- Gert Sommer, Albert Fuchs:. Krieg und Frieden. Handbuch der Konflikt- und Friedenspsychologie. Weinheim, Basel, Berlin: Beltz-Verlag, 2004.
- Christian Hörburger (1996): Krieg im Fernsehen. Didaktische Materialien und Analysen der Medienerziehung. Tübingen: Verein für Friedenspädagogik Tübingen, S. 178-190.
AG Friedensforschung Universität Kassel (Abgerufen am 21.12.17)
Hessische Stiftung für Frieden und Konfliktlösung (Abgerufen am 21.12.17)
Wissenschaft& Frieden (Abgerufen am 21.12.17)
Institut für Friedenspädagogik Tübingen (Abgerufen am 21.12.17)
Bildquelle: pexels.com (abgerufen am 20.1.2021)