Blogs

Das Phänomen der Weblogs (oder kurz: Blogs) hat nicht zuletzt im Zusammenhang mit krisenhaften Situationen in der jüngeren Gesellschaftsgeschichte an Bedeutung gewonnen.

Zu nennen wäre etwa die spontane Online-Kommunikation rund um das Terrorgeschehen bekannt als „9/11“ oder die eilig ins Netz gestellten Videos von der Tsunamikatastrophe 2004. Damit lieferten Blogs eine unmittelbare Sicht auf die Dinge, die die Massenmedien in dieser Form nicht bewerkstelligen konnten. Beim Foto der Presse-Agentur Reuters (s. u.) konnten Blogger im Zusammenhang mit dem Libanon-Konflikt (2006) Manipulationen entlarven (die Rauchsäulen waren verstärkt worden).

Warblogs

Im Zuge des Afghanistan-Feldzuges der USA (2001) tauchten erstmals so genannte Warblogs auf – eine Wortkreuzung aus „War“ (Krieg) und „Blog“ (Web-Logbuch), geprägt durch Matt Welch, einem Kriegsblogger der ersten Stunde. Während des Irak-Kriegs (2003-) erlangten die Warblogs Berühmtheit, die den „Krieg gegen den Terror“ fortan begleiteten und eine Art Gegendiskurs zu den Mainstream-Medien bildeten. In den Vereinigten Staaten bedienten sich beide Seiten des politischen Lagers der neuen Kommunikationsform. So war der Rechtskonservative Glen Reynolds mit seinem Blog „InstaPundit“ einer der ersten dominierenden Warblogger; links im Spektrum wäre etwa Zuniga’s Blog „DailyKos“ anzusiedeln. Der wohl bekannteste allerdings war der „Baghdad Blogger“ Salam Pax, ein Iraker, der während der US-Operation Iraqi Freedom aus Baghdad auf Englisch berichtete und den Kriegs-Alltag als ziviler Einheimischer in seinem Blog „Where Is Raed?“ schilderte.

Massenmedien und Warblogs

Auch Journalisten führten zum Teil eigene Warblogs über den Irakkrieg (siehe zum Beispiel die „Reporters‘ Logs“ der BBC). Wenn die Massenmedien demnach auch Warblogging in ihr Angebot integrierten – so einfach gestaltete sich das neu etablierte Verhältnis nicht immer. Der Journalist Kevin Sites etwa musste sein Kriegstagebuch aufgrund von Differenzen mit seinem Arbeitgeber CNN einstellen.

Milblogs

Eine Untergattung der Warblogs sind die so genannten Milblogs, die sich ebenfalls mit Kriegsgeschehen auseinander setzen. Diese Autoren kommen zumeist aus den Reihen des Militärs (bzw. deren familiärem Umfeld) und weisen oft eine starke Kriegsaffinität auf.

Persönliche, subjektive Berichterstattung

Auf anderen Warblogs wird versucht, unterschiedliche Informationen zum Thema Krieg zusammen zu tragen und zu verlinken. Auch hier klingt häufig die politische Grundhaltung der Betreiber bzw. deren Einstellung zum Krieg durch. Oft es ist gerade der persönliche, subjektive Stil der die Warblogs auszeichnet bzw. von herkömmlicher Kriegsberichterstattung abgrenzt.

Meinungsbildung

Über Blogs ist es also möglich, alternative Meinungen und Informationen einzuholen. Auch die Bekanntheit und Nutzung von Weblogs ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen, wie etwa die jüngste Blogstudie der Universität Leipzig (2007) belegt. Bei allem Potenzial darf man die Möglichkeiten der Meinungsbildung durch Warblogs dennoch nicht überschätzen: In einer Studie des PEW Internet & American Life Projects waren es im März 2003 gerade einmal 4% der Internetuser, die Informationen zum Irak-Feldzug auf Blogs suchten. Viele frühe Warblogs berichten heute außerdem allgemeiner über Politik und Weltgeschehen.

Foto- und Videowarblogs

Erweitert wurde das Feld des Warbloggings neuerdings um die Medienformate Foto und, insbesondere, Video. So wurden aus dem Libanon-Konflikt (2006) erste Foto- und Videowarblogs bekannt. Ein preisgekröntes Videoblog über den nach wie vor schwelenden Irak-Krieg, seine Hintergründe und Folgen ist http://www.aliveinbaghdad.org/. (sh)

Links und Lesetipps

 

 

Quellen