Anna Politkowskaja

Dr. Rubina Möhring lebt seit 1970 in Wien und ist Mutter zweier Kinder. Sie studierte Geschichte, Germanistik und Soziologie, ist seit 1986 im ORF tätig und seit 2004 bei ORF/3sat verantwortlich für Kultur und Wissenschaft. Rubina Möhring ist Lektorin für Publizistik und Patin des Lehrganges „Qualitätsjournalismus“. Sie ist Vizepräsidentin der internationalen Menschenrechtsorganisation „Reporters sans Frontières“ und Präsidentin der „Österreichischen Sektion Reporter ohne Grenzen“ sowie Initiatorin des Press Freedom Award.

Anna Politkowskaja, Mutter von zwei Kindern, wurde 1958 in New York geboren, wo ihre russisch-ukrainischen Eltern als sowjetische DiplomatInnen für die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) arbeiteten. Sie studierte Journalismus an der Moskauer Universität und begann 1982 für die Zeitung „Izvestia“ und später für die Fluggesellschaft Aeroflot zu arbeiten. Von 1994 bis 1999 war sie Herausgeberin der „Obschchaya“ und ab 1999 bei „Novaya Gazeta“.

Politkowskaja war bekannt für ihre Berichterstattung über Tschetschenien. Sie besuchte die Region mehr als 40 Mal. 1998 interviewte sie den tschetschenischen Präsidenten Aslan Maskhadow. Sie war außerdem die einzige Journalistin, die 1999 über den zweiten Krieg in Tschetschenien berichtete.

Politkowskajas Engagement ging weit über den Journalismus hinaus. Sie begleitete russische Frauen, deren Söhne in Tschetschenien getötet wurden, vor Gericht. Außerdem vermittelte sie bei der Geiselnahme in einem Moskauer Theater im September 2002. Als sie im September 2004 auf dem Weg zu dem Geiseldrama an einer Schule in Beslan (Ossetien) war, wurde versucht, sie zu vergiften. So wurde verhindert, dass sie über das Ereignis berichten konnte. Mehr als dreihundert Menschen starben an diesem Tag. Ihre zahlreichen Bücher über Russland und die russische Politik in Tschetschenien machten sie auch im Westen bekannt.

Politkowskaja sprach viele Tabuthemen in ihren Berichten an und kritisierte öffentlich den russischen Präsidenten Wladimir Putin. „Solange er an der Macht ist, wird Russland keine Demokratie sein“, sagte sie. Außerdem äußerte sie heftige Kritik an Tschetscheniens pro-russischem Präsidenten Ramzan Kadyrow.

Sie erhielt Morddrohungen, die sie 2001 vorübergehend ins österreichische Exil trieben. Vor ihrem Tod soll sie sich laut FreundInnen erneut bedroht gefühlt haben; doch lehnte sie es ab, zurück ins Exil zu gehen.

Für ihre mutige Suche nach der Wahrheit erhielt Anna Politskowkaja zahlreiche Auszeichnungen, etwa die Goldene Feder des russischen Journalistenverbandes (2000), den Preis des Internationalen PEN Clubs (2002), den OSCE-Preis für Journalismus und Demokratie (2003) sowie den Olof-Palme-Preis (2004).

Anna Politkowskaja wurde am 7. Oktober 2006 vor ihrer Wohnung in Moskau erschossen. (red)

Lesetipps und Quellen

  • Interview Rubina Möring mit Anna Politkowskaja, in Cathrin Pichler (Hg.): Bruno Kreisky Forum für internationalen Dialog. Thema: Warum Krieg? Texte und Protokolle zum Briefwechsel Albert Einstein – Sigmund Freud. Wien: Schlebrügge. Editor, 2006
  • Anna Politkowskaja: Tschetschenien. Die Wahrheit über den Krieg. Köln: DuMont-Verlag, 2003.
  • Anna Politkowskaja: In Putins Russland. Köln: DuMont-Verlag, 2005.
  • Anna Politkowskaja: Russisches Tagebuch. Köln: DuMont-Verlag, 2007.

Reporter ohne Grenzen (Abgerufen am 21.12.17)