6×4-Methode nach Kelman

Die 6×4-Methode zur Konflikttransformation ist wie eine Landkarte für Mediator*innen. Sie hat sechs Phasen und deckt dabei alle vier Analyseebenen ab. Mit dieser Methode können Mediator*innen die verschiedenen Aspekte eines Gruppenkonflikts erkunden und verstehen. Sie eignet sich auch für die Arbeit mit den Konfliktparteien separat, um sie wieder zum Dialog zu bringen. Die Methode hilft der Mediator*in, Fragen an die Gruppe zu stellen, die zur umfassenden Aufarbeitung des Konflikts beitragen sollen.

Diese Methode ist eine Weiterentwicklung der 5 Phasen der „Interaktiven Problemlösung“ von Herbert C. Kelman und wird von Mediator*innen auf zivilgesellschaftlicher Ebene genutzt. Sie kann jedoch die Gesprächsführung und Mediation in allen Konflikten zwischen Gruppen unterstützen.

 

Die 6x4-Methode nach KelmanDie vier Analyse-Ebenen der 6×4-Methode

  1. psychologisch
  2. politisch-strategisch
  3. sozialstrukturell und ökonomisch
  4. kulturell und weltanschaulich

Die sechs Phasen der 6×4-Methode

  1. Erfahrungen: Mediator*innen versuchen, die Erfahrungen der Konfliktparteien auf allen Ebenen zu verstehen.
  2. Gefühle, Ängste und Bedürfnisse: Emotionen, Ängste und Bedürfnisse der Beteiligten werden in dieser Phase aus allen vier Analyseperspektiven beleuchtet.
  3. Visionen und Wünsche: Mediator*innen erkunden gemeinsam mit den Konfliktparteien ihre Zukunftsvisionen und Wünsche auf allen vier Ebenen, zunächst persönlich für jeden Einzelnen, dann aber für die Gruppe als Ganzes.
  4. Hindernisse: Das Ziel ist die Identifizierung von Hindernissen auf allen Ebenen, die den Visionen und Wünschen entgegenstehen.
  5. Strategien: In dieser Phase entwickelt die Gruppe gemeinsam Strategien zur Lösung des Konflikts auf allen vier Ebenen für die Gruppe als Ganzes.
  6. Aktionsplan: Hier wird ein konkreter Aktionsplan erstellt. Er beschreibt, was jeder Einzelne bis zum nächsten Treffen und darüber hinaus tun sollte, um die gewünschten Veränderungen zu erreichen. Der Aktionsplan kann unabhängig vom Stand des Prozesses auch nach jedem Treffen mit der Gruppe gestaltet werden.

Kommentar

Die 6×4-Methode nach Kelman ist ein Werkzeug für die Konflikttransformation, das regelmäßige Treffen mit den Konfliktparteien erfordert. Ihr Ziel ist es, nachhaltig zur Lösung von Konflikten beizutragen, indem sie einen umfassenden Ansatz zur Konfliktbearbeitung bietet. Dafür sind Geduld und Engagement notwendig. Aber es ist ein wirksames Instrument zur Förderung von Verständnis und Zusammenarbeit in Konfliktsituationen.

Quellen

Kelman, H.C. Experiences from 30 years of action research on the Israeli-Palestinian conflict. In
K. P. Spillmann & A. Wenger (Eds.), Zeitgeschichtliche Hintergründe aktueller Konflikte VII:
Zürcher Beiträge zur Sicherheitspolitik und Konfliktforschung, No. 54 (1999): 173-19.  Volltext

Graf, W./Kramer, G. Experimente mit inoffizieller Diplomatie und Friedensmediation – Das Kelman-Programm für Interaktive Konflikttransformation. In Lakitsch, M./Suppanz W. Grazer Forschungsbeiträge zu Frieden und Konflikt (2022): 92-115.  DOI: https://doi.org/10.25364/978-3-903374-03-4-06 Volltext

Im Rahmen der Reihe Friedenslabor hat Wilfried Graf die 6×4-Methode nach Kelman im Friedensbüro Salzburg vorgestellt. Wilfried Graf ist Konfliktforscher, Direktor des Herbert C. Kelman Institute und Senior Researcher an der Universität Graz.  Friedenslabor mit Wilfried Graf

 

Weiterführende Links

Kelman Institute