Pro-Contra-Debatte
Thema: Sind Soldaten (potenzielle) Mörder?
Ablauf:
- Eröffnung: Der/die Moderatorln eröffnet die Diskussion, begrüßt die TeilnehmerInnen, verweist auf die Spielregeln und nennt das Thema der Debatte.
- Abstimmung vor der Debatte: Der/die Moderatorln führt bei den ZuhörerInnen eine Abstimmung durch. Die Pro- und Contra-Stimmen werden ausgezählt und an die Tafel geschrieben.
- Plädoyer der AnwältInnen: Der/die Pro- bzw. Contra-Anwalt/Anwältin begründet in einem Eingangsstatement seine/ihre Position und wirbt um Zustimmung.
- Befragung der ExpertInnen: Die AnwältInnen befragen abwechselnd die ExpertInnen. Sie werden einzeln befragt und dürfen von sich aus keine Diskussion beginnen oder in die Befragung eines/r anderen ExpertIn eingreifen. Sie geben auch keine Statements ab, sondern antworten nur auf die Fragen der AnwältInnen.
- Schlussplädoyer der AnwältInnen: Die AnwältInnen verdeutlichen nochmals ihre Position, indem sie versuchen, sich auf die Aussagen der ExpertInnen zu beziehen und diese in ihren Begründungen zu berücksichtigen.
- Abstimmung nach der Debatte: Zum Schluss lässt der/die Moderatorln noch einmal abstimmen, um festzulegen, ob einige ZuhörerInnen ihre Meinung geändert haben.
- Auswertungsgespräch: Nach einer kurzen Pause der Rollendistanzierung sind Plausibilität und Überzeugungskraft der Argumente Gegenstand der inhaltlichen Auswertung.
Die Rollen:
- Der/die Moderatorln hat neben der Durchführung der Abstimmung vor allen darauf zu achten, dass die Spielregeln exakt eingehalten werden. Außerdem ist strikte Neutralität gefordert.
- Die Rolle des/der ExpertInnen, deren Positionen in der Regel simulativ eingenommen werden, muss in Arbeitsgruppen intensiv vorbereitet und durch Rollenkarten und Materialien gestützt werden. Die Informationen können auch durch Interviews (siehe „Interview“) mit Personen mit entsprechendem beruflichen oder persönlichen Hintergrund grundgelegt werden (Militärs, Wehrdienstverweigerer, JuristInnen, Kirche).
- Die Aufgabe der AnwältInnen beginnt mit den einminütigen Eingangsplädoyers, setzt sich über die gezielte Befragung der ExpertInnen fort und endet mit den Schlussplädoyers, in denen sie die Aussagen der ExpertInnen in ihre Argumentation einbeziehen müssen.
- Das Publikum ist direkt angesprochen und entscheidet durch sein Abstimmungsverhalten über die Plausibilität und Qualität der Argumente und Begründungen, aber auch über die Überzeugungsfähigkeit der Debattierenden.
Kommentar:
Die Debatte ist eine formal und methodisch zugespitzte Form der Diskussion. In der Debatte werden unterschiedliche Positionen kurz und prägnant einander gegenübergestellt und argumentativ begründet. Am Ende einer Debatte soll eine förmliche Entscheidung in Form einer Abstimmung getroffen werden. Die Debatte kann sowohl als Simulation in dem Sinne, dass die TeilnehmerInnen fremde Rollen übernehmen, aber auch in der Form gestaltet werden, dass sie ihre eigene Positionen bzw. die Position ihrer Gruppe einnehmen.
In der Debatte werden die zum Teil rationalen, zum Teil auch emotionalen Gründe als Urteilskriterien bewusst gemacht und mit anderen, ebenfalls rationalen oder emotionalen Urteilskriterien konfrontiert. Im Abstimmungsergebnis spiegeln sich dann Plausibilität, Überzeugungskraft, Verallgemeinerungsfähigkeit etc. der jeweiligen Argumente und Begründungen wider.
Sinn der Debatte ist es, den TeilnehmerInnen möglichst viele Begründungen vertraut zu machen, mit denen Urteile gerechtfertigt werden können, um zu zeigen, dass sie sich im Dialog erörtern lassen. Über diesen inhaltlichen Aspekt hinaus, lernen die TeilnehmerInnen in der Debatte, genau zuzuhören, abzuwarten, Aussagen der GesprächspartnerInnen genau wiederzugeben, sie zu kommentieren, Gegenthesen zu bilden und stützende Argumente zu finden.
Materialien
Das Soldatenurteil (PDF-Datei zum Ausdrucken)
Pro-Contra-Debatte: zwei Positionen (PDF-Datei zum Ausdrucken)
Links zu: Militär, Wehrdienstverweigerer, Warum töten Menschen im Krieg? Kriegsverbrecher
Quelle: Peter Maßing, Wochenschau, Methodik, WochenschauVerlag, Schwalbach, März/April 1996, S. 1–3